Auszeichnung für Konzept der Gebäude-Sanierung in Einzelschritten

20. November 2014

Ein Modell des Passivhaus Instituts für die energetische Modernisierung von Gebäuden ist in einem Wettbewerb mit dem ersten Preis ausgezeichnet worden. Die Jury würdigte dabei vor allem den Fokus auf einen „Sanierungsfahrplan“ mit jeweils sinnvollen Einzelschritten. Das Konzept wurde wesentlich im Rahmen des europäischen Projektes EuroPHit entwickelt. Geplant ist sowohl eine Zertifizierung solcher „Gesamtfahrpläne“ als auch eine energetische Bewertung der einzelnen Sanierungsschritte in dem Planungstool PHPP (Passivhaus-Projektierungspaket). Ausgelobt wurde der Wettbewerb vom Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg (ifeu).

 

Die Grafik zeigt das Prinzip der Gebäudesanierung zum Passivhaus in mehreren Schritten (Grafik: Passivhaus Institut)

Die Grafik zeigt das Prinzip der Gebäudesanierung zum Passivhaus in mehreren Schritten (Grafik: Passivhaus Institut)

Kern des ausgezeichneten Konzepts ist eine Qualitätssicherung, die bereits in der Planungsphase ansetzt. Ein begrenztes Budget, Unterbrechungen in der Gebäudenutzung oder die Lebenszyklen einzelner Komponenten erfordern manchmal, eine Sanierung schrittweise anzugehen. Auch bei zeitlich großen Abständen müssen die Einzelschritte aber gut aufeinander abgestimmt sein. Denn ein „Nachbessern“ ist fast immer unwirtschaftlich. Nur eine schlüssige Gesamtplanung verhindert, dass etwa die Fassadensanierung den späteren Fensteraustausch erschwert oder nach der Dacherneuerung die Überstände nicht mehr für eine Dämmung der Außenwände ausreichen. Nur wenn die Lagen der Dämmschicht und der luftdichten Ebene vorab definiert sind, lassen sich Bauteilanschlüsse später auch wirklich ohne Weiteres luftdicht und wärmebrückenarm ausführen.

Die einzelnen Modernisierungsschritte werden dem Konzept zufolge in einer neuen, hierfür optimierten PHPP-Version eingegeben. Eine Zertifizierung kann dann erfolgen, wenn der Gesamtplan durch einen beim Passivhaus Institut akkreditierten Zertifizierer geprüft und erste Maßnahmen umgesetzt sind – damit wird bestätigt, dass am Ende des „Fahrplans“ der EnerPHit-Standard für Sanierungen steht. Die Prüfung ist damit eine Vorstufe der eigentlichen Gebäude-Zertifizierung, die eventuell erst Jahre später abgeschlossen wird.

Insgesamt waren 16 Konzepte und Beratungsreports für den „Wettbewerb Sanierungsfahrplan“ eingereicht worden. Die Jury stellten neben dem Heidelberger ifeu-Institut das Institut Wohnen und Umwelt (IWO) in Darmstadt und die Firma Ecofys aus Köln. Ein Bericht mit allen weiteren Preisträgern ist in der Fachzeitschrift Gebäude-Energieberater erschienen. Eine ausführliche Beschreibung des Konzepts einer Gebäude-Sanierung in Einzelschritten befindet sich auf der Website des EuroPHit-Projekts.

Im Rahmen des EU-Projekts EuroPHit werden – mit dem Passivhaus-Prinzip als Basis und dem EnerPHit-Standard für Sanierungen als Ziel – konkrete Hilfestellungen für die Praxis entwickelt. Grundlage ist dabei die Erfahrung, dass die meisten Sanierungen aus guten Gründen schrittweise erfolgen – denn auch wenn eine Fassade schon bröckelt, können die Fenster noch in gutem Zustand sein, und während die Heizanlage ausgetauscht werden muss, hält das Dach womöglich noch 15 Jahre. Angestrebt werden in dem europäischen Projekt unter anderem Kriterien und Zertifizierungsmöglichkeiten, Finanzierungsmodelle und Marktanreizprogramme, Schulungsmaterial und Bilanzierungstools sowie neue Ideen für hoch energieeffiziente Bau-Komponenten. Die theoretischen Erkenntnisse werden an einer Reihe von Beispielgebäuden direkt umgesetzt.

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