Größte Passivhauswohnsiedlung in Innsbruck erfüllt Erwartungen: Heizkosten sehr gering
12. August 2010Mit insgesamt 354 Wohnungen ist das „Lodenareal“ der Neuen Heimat Tirol in Innsbruck die weltweit größte Passivhaussiedlung. Ziel war, Mietwohnungen mit extrem geringen Heizkosten und sehr hohem Wohnkomfort zu schaffen.
Jetzt liegen erste Ergebnisse eines Forschungsprojekts zu Energieverbrauch, Wohnkomfort und Nutzerzufriedenheit des innovativen Gebäudes vor. Die Heizkosten einer 80 m2 Wohnung liegen bei gerade mal 6 Euro im Monat. Ob die neue Bautechnik auch hält, was sie verspricht, wird seit vergangenem Herbst im Rahmen eines Forschungsprojekts im Auftrag des Landes Tirol untersucht. Energielandesrat und Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Steixner zeigte sich von den ersten Ergebnissen beeindruckt: „Die Passivhaus-Wohnanlage hat den Praxistest voll bestanden. Sowohl der geringe Energieverbrauch als auch die Zufriedenheit der Bewohner übertreffen unsere Erwartungen. Die Messungen belegen, dass der Energieverbrauch des Vorzeigegebäudes durchgängig nur mehr bei einem Viertel eines vergleichbaren Wohngebäudes nach neuem Baustandard liegt.“
Leistbares Wohnen mit hohem Komfort
Ein Befund, der zukünftige Mieter von Passivhaus-Wohngebäuden besonders interessieren dürfte, denn die Heizkosten einer 80 m2 Wohnung liegen im Lodenareal bei nur rund 6 Euro im Monat. Auch für das Warmwasser sind lediglich 6 Euro zu berappen. Überraschend auch die geringen Stromkosten für die Lüftungsanlage, die mit ca. 4 Euro im Monat zu Buche schlagen.1 LHStv. Anton Steixner: „Die innovative Bautechnik bringt damit eine enorme Entlastung der Haushaltsbudgets bei höchstem Wohnkomfort.“
Angenehme Temperaturen und hohe Raumluftqualität
Zu den zentralen Ergebnissen zählt auch, dass der minimale Energieverbrauch nicht mit Komforteinbußen einhergeht. Bruno Oberhuber von Energie Tirol: „Auch bei Außentemperaturen von -15 °C wurden in den Wohnräumen angenehme 24 °C gemessen.“
Überzeugend auch die Messungen zur Raumluftqualität: So konnten in den mit Wohnraumlüftung ausgestatteten Schlafräumen die Grenzwerte für die Kohlendioxidbelastung von 1.500 ppm durchgängig eingehalten werden. Im Vergleich dazu lagen in Wohnungen ohne Lüftungsanlagen die Werte teilweise sogar über 4.000 ppm. Besonders erstaunlich für Bruno Oberhuber ist, „dass der Energieverbrauch unabhängig vom Benutzerverhalten gleich gering bleibt“.
Hohe Nutzerzufriedenheit
Für Klaus Lugger hat die Neue Heimat Tirol mit dem Lodenareal „das angepeilte Ziel leistbares Wohnen mit hohem Wohnkomfort zu bieten voll erreicht“. Besonders erfreut zeigt sich der Geschäftsführer der Neuen Heimat über die Resultate der Bewohnerbefragung: „Mehr als 90 % der Bewohner beantworten die Frage nach der allgemeinen
Wohnzufriedenheit mit ‚sehr zufrieden’ bzw. ‚eher zufrieden’, 96 % äußern sich zur Heizung mit ‚sehr zufrieden’ bzw. ‚eher zufrieden’. Die Bewertung der Komfortlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung nach dem Schulnotensystem zeigt, dass rund 80 % der Bewohner diese mit ‚sehr gut’ bzw. ‚gut’ benoten. Das sind überzeugende Werte.“
Motivation für Tiroler Energiestrategie
Nicht zuletzt sind die Ergebnisse auch für die Energiestrategie des Landes von großerBedeutung, wie Energielandesrat Anton Steixner betont: „Sie ermutigen uns in den Zielformulierungen der Tiroler Energiestrategie. Immerhin liegt der Raumwärmebedarf bei rund 40 % des gesamten Tiroler Energiebedarfs. Hier liegt also ein Einsparpotenzial, das wir mit Hochdruck verfolgen müssen.“
Zum Forschungsprojekt
Die Messungen werden seit Herbst 2009 im Rahmen des Forschungsprojekts „Passivhaus-Wohnanlage Lodenareal – Raumluftqualität, Haustechnikverluste, Haushalts- Stromverbrauch in Passivhaus-Mietwohnungen“ im Auftrag des Landes Tirol und der Innsbrucker Kommunalbetriebe AG durchgeführt. Unter der Leitung von Energie Tirol werden
gemeinsam mit dem Institut für Bauphysik der Universität Innsbruck, der AEE Intec und dem IFZ – Interuniversitäres Forschungszentrum Energieverbrauch, Raumtemperaturen, Raumluftqualität, etc. in insgesamt 18 Wohnungen untersucht. Ein wichtiger Teil des Forschungsprojekts sind Optimierungsmöglichkeiten im Bereich Haustechnik. Das Projekt wird 2011 abgeschlossen.
Zum Lodenareal
Die Wohnanlage „Lodenareal“ erhielt bereits mehrere Auszeichnungen für den hohen bau- und haustechnischen Standard. Den Passivhaus-Wohnbau mit einer Wohnnutzfläche von 26.000 m2 charakterisieren höchste Dämmwerte und beste Verglasungsqualität. Außerdem verfügt das Gebäude über eine Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung. Zur Vorerwärmung bzw. Vorkühlung der Luft werden zwei Grundwasserbrunnen eingesetzt. Der Restenergiebedarf des Gebäudes für Heizung und Warmwasser wird mit einer 1.000 m2 Solarfläche sowie einer Pelletsanlage abgedeckt.
Zu den Zusatzkosten des Passivhausbaus
Auf Fragen von Journalisten erläuterte Geschäftsführer Lugger, dass die zusätzlichen baulichen Investitionen für das Erreichen des Passivhaus Standards inzwischen bei Geschosswohn-Neubauten um 5% der sonst üblichen Baukosten liegen. Die Neue HeimatTirol ist daher auch bei vielen weiteren laufenden Bauten und neuen Bauvorhaben gewillt,
diesen Standard weiter an zu streben – dies umso mehr, da durch die Initiative der EU dies als eine wichtige Zielsetzung für die gesamte EU angesehen wird.
Tirol ganz vorn
„Mit den vorgelegten Ergebnissen und den weiteren Bauvorhaben ist das österreichische Bundesland Tirol ganz weit vorn in der Entwicklung beim energieeffizienten Bauen der Zukunft.“ Dies führte Univ.-Prof. Wolfgang Feist (Bauphysik) aus, der sich auch besonders lobend über die wissenschaftliche Qualität der Messungen aus der Stichprobe am
Lodenareal äußerte: „Hiermit lassen sich in den kommenden Jahren, insbesondere durch den Vergleich mit einer Referenz-Anlage, wichtige Fragen im Zusammenhang mit Wohnkomfort und Wohngesundheit klären, die zur Zeit oft noch kontrovers diskutiert werden.“ Gründe, die mit dazu beigetragen haben, dass das Passivhaus Institut und die
Universität Innsbruck gemeinsam im Mai 2011 nach Innsbruck zur 15. Internationalen Passivhaustagung einladen.